20 Jahre Stepptanz beim TSC Rot-Gold Sinsheim

Am Eingang der Grundschule, die meine Kinder damals besuchten, fand sich 2001 eine Notiz, wonach innerhalb des noch recht jungen Tanzsportclubs „Rot-Gold“ eine neue Trainingsgruppe “Steptanz“ eingerichtet werden sollte. Das interessierte mich und so fand ich mich zum angegebenen Datum zusammen mit 11 anderen Interessierten im alten „Magdeburger” Firmengebäude, wo der Trainingsbetrieb bis zur Inbetriebnahme des Neubaus des Transsportzentrum im Wiesental stattfand, ein.

Unsere Trainerin Stefanie Raifarth-Schäfer hatte gerade ihre Trainerausbildung erfolgreich abgeschlossen und die Choreografie, die sie für ihre Prüfung entwickelt hatte, war die erste Choreografie, die sie mit uns erarbeitete. Es war die „Schreibmaschine”, nach dem Musikstück „The Typewriter“ von Leroy Anderson und sie spielte ironisch mit dem Bild einer Sekretärin der Fünfzigerjahre.

Dass beim Tanzen mit den Füßen Töne erzeugt werden, diese also als Perkussionsinstrument eingesetzt werden, gibt es bei vielen Tänzen, etwa beim Flamenco, bei afrikanischen Tänzen, beim Schuhplattler, beim irischen Step Dance. Einflüsse daraus haben sicherlich bei der Entwicklung des amerikanischen „Tap Dance”, wie der Steptanz auf englisch heißt, eine Rolle gespielt. Die Anfänge finden sich im New York des mittleren 19. Jahrhunderts und eine Blütezeit hatte der Tap Dance in den Varietés Anfang des letzten Jahrhunderts und natürlich später in Filmen, genannt seien hier nur Fred Astaire, Ginger Rogers, Gene Kelly aber auch etwa Evelyn Künneke und Marikka Röck.

Verstärkt und hörbar gemacht werden die Töne („sounds”) durch Metallplatten, die haltbarer sind als die ursprünglichen Holzsohlen, unter dem Ballen und der Ferse der Schuhe, Die Schritte heißen zum Beispiel “step”, das ist ein belasteter Schritt auf den Fußballen, ein “tap” ist dagegegen ein Schlag mit dem Fußballen, ohne das Körpergewicht darauf zu verlagern. Beim „heel” wird der Ton mit der Ferse erzeugt, während der Ballen belastet bleibt, ein „toe“ bezeichnet das Auftippen mit der Fußspitze. Wenn ein kurzer Ton durch das Schleifen des unbelasteten Vorfußes über den Boden erzeugt wird, spricht man von einem „brush”. Ein brush vorwärts gefolgt von einem brush rückwärts ergibt den Doppelton des „shuffle“.  Diese und andere Schritte werden dann zu unterschiedlichsten Schrittkombinationen verbunden.

Steffi achtet sehr auf die exakte Ausführung der Schritte und auch auf den Aufbau einer Körperspannung, die wichtig zum Halten der Balance ist. Während wir mit verkniffenen Gesichtern  ihren Anweisungen versuchen zu folgen, legt sie dann oft noch eins drauf: “Lächeln nicht vergessen!”.

Während der ganzen Zeit ist sie immer sehr engagiert bei der Sache. Sie erstellte unterschiedlichste, meist  eigene Choreografien (z.B. zur Musik von Fever, New York  New York, Singin`in the rain), organisierte Auftritte bei Bällen und Veranstaltungen, für die wir auch gemeinsam die Kostüme herstellten. Mehrere Workshops mit Profis (z.B. mit Edwin Aarts, der mit uns einige Passagen aus dem Musical „42nd Street“ einübte) hat sie arrangiert, an denen Teilnehmer aus ganz Deutschland nach Sinsheim kamen. In der Zeit, in der der Trainingsbetrieb wegen der Coronamaßnahmen nur eingeschränkt möglich war, passte sie die Inhalte (im Moment kleine Choreographien nach lateinamerikanischen Rhythmen) so an, dass sie den Vorgaben, z.B. dem Abstand halten, entsprachen. Trotz verschiedener Zu- und Abgänge entwickelt und hält sich eine nette, freundschaftliche Atmosphäre innerhalb der Gruppe, was nicht zuletzt auch Steffis Verdienst ist. Legendär sind die Parties mit Büffet zum Saisonabschluss oder zu Weihnachten bei ihr zuhause.

Meine Kinder sind schon längst aus der Grundschule heraus, aber ich hoffe, dass es die Steptanzgruppe noch lange gibt und ich glaube, den anderen aus der Gruppe geht es genauso. Quereinsteiger sind übrigens immer herzlich willkommen!

Steffi tanzt übrigens auch noch selbst mit ihrem Mann Michael in der Leistungsgruppe Standard bei dem Profitanzpaar Tasja Schulz-Novoselov und Anatoliy Novoselov im Verein.

Text: Karin Müller